Nicht mehr ganz taufrisch, aber immer noch hochmotiviert (in Ordnung, das „hoch“ kann man streichen) machen wir uns auf den Weg nach Rettenberg. Die ersten Blasen drücken an den Füßen und irgendetwas ist in der Pause mit unseren Beinen passiert… sie lassen sich nicht mehr ganz so leicht heben wie vorher. Kann bitte jemand die Gewichte abnehmen, die er heimlich dort angebracht hat?! So langsam machen sich Muskeln bemerkbar, die ich bis dato gar nicht dort vermutete. Unterwegs verarztet eine vorbeikommende Läuferin und Krankenschwester meine Blasen und meint, der Lauf sei für mich bei der nächsten Etappe vorbei. Aber bitte, welcher Indianer stolpert denn über Maulwurfshügel, wenn da noch viel größere Berge auf ihn warten?
Am frühen Nachmittag kommen wir in der Brauerei Zötler in Rettenberg an, wir haben bis hier etwas über 40 Kilometer hinter uns gebracht und wollen weiterlaufen, das steht außer Frage. Das Ziel war von Anfang an klar und das lassen wir nicht aus den Augen. Dass die nächsten Kilometer zu einer noch größeren Herausforderung werden, ist uns hier noch nicht ganz bewusst (Gott sei Dank!).
Das Schlimmste ist immer das Loslaufen, nach dem man eine Pause gemacht hat. Ich muss mich zusammenreißen, dass mein inneres Kind nicht laut aufschreit und sich weigert noch einen Schritt weiterzulaufen. Es geht in Richtung Untermaiselstein und ich kann das Ziel jetzt schon nicht mehr erwarten. Unterwegs reden wir mit anderen über den Hintergrund des Laufes, die Kinderkrankheit Noma. Es geht um Menschen in Not, um Dankbarkeit und ums Helfen. Jeder von uns hat das Bedürfnis Gutes zu tun und sozial Schwächere zu unterstützen. Wir reden darüber, wie sich die Welt verändert und was jeder einzelne dafür tun kann, sie ein kleines bisschen besser zu machen. Es ist wichtig zu erkennen, dass die Probleme unseres Planeten jeden von uns etwas angeht. Es kann nicht einer die ganze Welt retten, aber wenn wir alle gemeinsam, jeder einen kleinen Teil, dazu beitragen, können wir es schaffen. Ich wünschte, die Menschen würden langsam aufwachen aus ihrem Trott und erkennen, was wir aus unserer Erde machen. Und am Ende zählt nur, wer bereit war, auch wirklich was zu verändern und nicht nur darüber zu sprechen. Um es mit der Philosophie des Laufes zu sagen: Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.